Bücher + Kultur

Ich mag Kultur. Und so gern, wie ich ein Online-Kind bin, so gern les ich auch "richtige" Bücher (für die jüngeren unter uns: Die mit den Papierseiten), höre jedwede Musik (ja, auch die klassische) und mag Bilder, die nicht von irgendwelchen Pferdeschweifen gemalt wurden.
Und ab und an stell ich hier mal Highlights on. Jetzt, wo ich wieder in Berlin und somit der Nähe von Dresden bin, wird sichs auch nicht nur auf Buchkritiken beschränken.


MUSIC
Espen Lind, Askil Holm, Alejandro Fuentes, Kurt Nilsen : Hallelujah

Wahnsinn. Das ist der glatte Wahnsinn. Aber von vorn. Ich bin ja jetzt nicht der Youtube-Liebhaber vorm Herrn. Und für gewöhnlich schaue ich mir Clips, welche bei Facebook mal eine Runde hochgejubelt werden, nicht an. Zum Glück tat ich es bei diesem. Das ist der Burner, Kinders! Der Anfang ist... joa... nett. Aber mehr auch nicht wirklich. Der zweite ist auch wirklich gut, aber... und ja, so lange solltet ihr auf jeden Fall durchhalten: Alejandro Fuentes. Leute, der Junge kann was. Und das nicht zu knapp. Da könnt ich ja durchdrehen bei der Stimmfarbe. Ausnahmsweise mal im positiven Sinne. Und dass Kurt Nilsen Superstar worldwide (oder so) gewonnen hat, wundert mich auch nicht mehr. Meine Güte, die Jungs habens echt drauf. Ich könntes hoch- und runterspielen. Und dann noch so ein toller, toller Song. Da heißts von mir wieder mal: Chapeau!
http://www.youtube.com/watch?v=Qt2FWAbXinY



MUSIC
L.v.Beethoven: Klavierkonzert No. 3, C-Moll, Op.37, Allegro con brio

Mein absolutes Lieblingsklavierkonzert von meinem Lieblingskomponisten. Und eines der wenigen, deren Partitur ich auch besitze. Das Ding ist der Wahnsinn: Es fängt sehr behutsam, sehr leise an mit einem "schnöden" Dreiklang, macht aber ebenso früh klar, was für Kraft es entfalten kann. Das ganze Stück ist gekennzeichnet durch viel Abwechslung zwischen Klavier und Orchester, es ist eines der wenigen Konzerte, wo nicht alle konkurrieren, sondern wirklich kooperieren, aufeinander hören, den anderen jeweils zu Wort kommen und ausreden lassen. Nach wie vor ist allerdings (aber das ist so eine Beethoven-Besonderheit, wie ich finde), der Schluss am besten: Nach einem längeren Klaviersolo, was quasi die gesamte Tasten-Range einnimmt und viele Triller beinhaltet, kommt ein Echo: Klavier - Pauke. Das ist faszinierend, wieviel man aus diesen wenigen Takten heraushören kann. An sich ist es von der machart her sehr schlicht. Aber es ist eine grandiose Idee, durch 2 Paukenschläge ein Echo des zuvor gespielten zu erzeugen. Das ganze geht weiter mit dem Echo Klavier-Orchester (nein, auch hier drängelt keiner keinem dazwischen) und endet in einem derart fulminanten Finale, aus welchem man auch nach dem 1.000sten Mal Hören etwas neues erkennen kann. Dass im Hintergrund nocheinmal eine Tonleiter bis ganz nach oben und dann wieder nach unten gespielt wird, ist nur eine der Raffinessen. Ich kenne dieses Klavierkonzert seit mittlerweile 5 Jahren und habe es noch immer nicht über. Unbedingt reinhören bzw. den Schluss hören!


FILM
L.v.Naso: Waffenstillstand

Der Freund von einem Freund und dessen Bekannter - zumindest bin ich über eine ähnliche Konstellation zur Berlin-Premiere des Filmes "Waffenstillstand - Der Film" zu meinem ersten roten Teppich gekommen. Aber darum gehts nicht. Sondern um diesen sagenhaft fantastischen Film. Die Handlung ist realtiv schnell erklärt: Irak/ Falludscha - Krieg - Krankenhaus - Waffenstillstand für einige Stunden - Helfer mit Hilfsgütern ins Krankenhaus - sind allerdings zu spät wieder raus aus der Gefahrenzone. Das ist jetzt arg "basic" erläutert. Ich möchte jedoch weniger auf den Film als "Kriegsfilm" eingehen, sondern auf die großartig detaillierten Bilder, auf die Schauspieler, die wirklich Emotionen und Gänsehaut rüberbringen, auf die Kameraführung und - selbst nach sechs Monaten bin ich immer noch begeistert - auf den Soundtrack. Genau zur richtigen Zeit die richtige Musik, die richtigen Bilder. Nicht zu überkandidelt, sondern auch sich sehr zurücknehmend. Aber dem Land angepaßt. dennoch nicht zu weit weg, als dass man sich nicht reinhören könnte. Der Film hat zu Recht 2009 den Publikumspreis des Züricher Filmfestivals erhalten. Chapeau!


BOOK
Stieg Larsson: Verblendung

Ich habe mir das Buch am Flughafen Tegel gekauft. Verblendung ist der Auftakt einer Trilogie von Ermittlungen des Wirtschaftsjournalisten Blomkvist. An sich hat es 2 Handlungsstränge: Zum einen möchte Blomkvist einen Wirtschaftsgiganten, der unlautere Mittel anwendet, durch seine Enthüllungen in die Knie zwingen, zum anderen das seit Jahrzehnten zurückliegende Verschwinden der Harriet Vanger aufgeklärt werden. handlungsstrang eins wird damit beurlaubt, dass Blomkvist für seine Recherchen verurteilt wird - da diese unwahr wären. Handlungsstrang 2 wird eingeläutet - Frage ist, wie man ein seit 40 Jahren unaufgeklärtes Verbrechen klären kann (wenn es denn eines überhaupt war). Blomkvist kann viel mit den Fotos aus der Zeit arbeiten und es ergeben sich neue Details. Zudem bekommt er (die zweite Hauptprotagonistin) Salander an die Seite: Ein "anorektisches Mädchen", was wohl aber eine mehr als begabte Hackerin ist und somit _alles_ über Personen, über die sie ermitteln soll, weiß.

Stieg Larsson schreibt atemberaubend, nicht verschachtelt, sehr detailgetreu, aber auch so, dass man sofort wieder reinfindet und sich nicht alles zu 100% merken muss. Es ist an sich nicht machbar, das Buch aus der Hand zu legen, weil man wissen will: a) Was ist mit Harriet Vanger passiert? b) Hat jemand aus der Familie was mit zu tun? c) Geht da was mit Blomkvist und Salander?
Ich geb zu, auch mal wieder in den hinteren Seiten geblättert zu haben (bei 600 Seiten ist das legitim ;-)), allerdings hilft das nicht viel, weil die Story vielschichtig wird und man manche Dinge gar nicht annehmen kann. Larsson ist aber auch ein Fuchs und hat eine Fantasie - unglaublich.


FILM
R. Scott: Ein gutes Jahr

Es kommt leider exorbitant selten vor, dass ich einen Film schaue. Ich habe auch ein Händchen, ganz gut daneben zu greifen, weswegen ich eben lieber lese - da bin ich einfach besser drin. Dennoch: "Ein gutes Jahr" möchte ich an dieser Stelle vorstellen. Als einen Film, der Südfrankreich zwar arg klischeehaft, aber at its best zeigt. Kurz zum Hintergrund: Max (Russell Crowe) ist so n überdrehter Broker aus London, der jedoch in seiner Kindheit viele schöne Momente bei seinem Onkel Henry hatte. Die hat er jedoch wohl völlig ausgeblendet bis zum Tag X, als die Nachricht kommt, dass Onkel Henry das Zeitliche gesegnet hat und er der einzige Nachkomme, sprich Erbe eines Anwesens in Südfrankreich ist. Max will das Gehöft an sich innerhalb von 2 Tagen verscherbeln, fliegt also dahin, wird zum Zwangsaufenthalt verdonnert und sieht mehr und mehr ein, dass es ne blöde Idee ist, das Gut nicht mehr sein Eigen zu nennen. Herrliche Landschaftsaufnahmen - es ist natürlich immer schönes Wetter, aber ich hab ja ein Faible für Weinberge und die kommen da natürlich vor. Inkl. Kelterei. Und großartigen Ausblicken, ner herrlichen Villa, Swimmingpool und Tennisplatz. Man fragt sich, warum der Kerl in dieses Gehetze nach London überhaupt zurück möchte - naja gut, sonst wär der Film vielleicht ein wenig zu einfallslos. Man kann den Lavendel förmlich riechen, die Sonne brutzelt einem auch bei Regenwetter draußen förmlich auf der Haut und - ja, eh ichs vergesse - natürlich gibts noch ne kleine Lovestory. Es ist sicherlich nicht Entertainment par excellence. Aber für alle, die Wein und Weinberge lieben, ein überdrehtes Leben satt haben und französische Musik und Landschaft lieben: Gucken!


MUSIC
W.A. Mozart: Hornkonzert Nr. 4, Es-Dur, K495, Allegro moderato

Gut. Die Position des Lieblinskomponisten hab ich ja bereits an Beethoven vergeben. Die des Lieblingsinstrumentes hatte ich aber noch nicht. Allerdings vergebe ich da 3x Platz 1: An Klavier, Klarinette und ans Horn. Und genau darum geht es jetzt: Das Hornkonzert Nr. 4, 1.Satz von Mozart. Und weil wir grad beim Contest sind: Es-Dur ist meine Lieblingstonart. Also hier gleich 2 Dinge auf einmal.
Das ganz "weiche" des Horns wird ja bereits in Konzert Nr.1, 1. Satz seeeeehr großartig unter Beweis gestellt. Dass Horn auch "Party" machen kann im 3. Satz des Konzertes Nr. 4. Und im 1. Satz, der auch der längste aller Mozart-Hornkonzerte-Sätze (was ein Wort) ever ist, da kommt alles zusammen. Das Raffinierte an dem ganzen beginnt allerdings erst nach der Halbzeit. Das schöne an diesem Satz ist eine wirkiche Banalität. Sozusagen eine Grundlage, auf die man als Musikfreund selbst kommen _könnte_. Da aber genau diese Banalität flankiert wird von einer großartigen Idee, sind genau 4 Takte das Highlight des ganzen und machen es (auch wegen der restlichen 8min39) zu einem Genialum. Und zwar heißt das Highlight: Tonleiter. Mozart läßt das Horn erst eine Tonleiter rauf spielen (eine Oktave), ganz kurzer Zwischenpass Streicher (mono) und dann noch ne Tonleiter rauf (wieder eine Oktave), wieder Streicher mono... und danach überläßt er den Streichern ganz geschickt und interessant das Feld. Da muss man sich zunächst reinhören, sonst bekommt man das ganze gar nicht mit, da es sich innerhalb von 10 Sekunden abspiel (im wahrsten Sinne des Wortes). Es ist aber ein Meisterstück dafür, klare Dialoge zu setzen, ausreden zu lassen und das Horn in seiner schönsten Form aufspielen und glänzen zu lassen. Auch hier: Unbedingt reinhören!

BOOK
Die magischen Strahlen (Biografie Marie Curie)

Ich habe das Buch "Die magischen Strahlen" als 12jährige von Omma geschenkt bekommen. Es war und ist eine sehr beeindruckende Biografie über Marie Curie- Leider gibt es das Buch nicht mehr, es ist von 1955. Dennoch ein kurzer Einblick und eine Kurzfassung zu Marie Curie, die man getrost als eine meiner "Vorbilder" bezeichnen kann.

Maie Curie wurde 1867 in Warschau geboren. In ihrer jugend- und jungen Erwachsenenzeit finanzierte zunächst das Studium ihrer Schwester, sie selbst wurde in ihrem Heimatland nicht zum Studium zugelassen. In paris fing sie jedoch, unterstützt durch einige Gönner, 1891 das Studium der Physik an.  Sie erforschte zusammen mit ihrem späteren mann, Pierre Curie, die radioaktive Strahlung, wofür sie (1903 und 1911) jeweils den Nobelpreis für Physik und Chmie erhielt. Dennoch wurde sie noch 1911 nicht in die Akademie der Wissenschaften in Paris aufgenommen.Während des ersten Weltkrieges beschäftigte sie sich mit Radiologie und Rötgenapparaten und setzte ihr Wissen auch unmittelbar ein.

Ich muss sagen, dass Physik und Chemie während der Schulzeit mit diesem Hintergrundwissen um einiges leichter zu ertragen war. Gut, dass ich jetzt weder den einen oder anderen Nobelpreis absahnen würde war abzusehen, dennoch: Wäres nicht psychologie geworden, hätte ich wohl Physik studiert.