März 29, 2011

Osterspaziergang (early bird)

Heut isses soweit. Ich hab ja so für jede Jahreszeit mein Lieblingsgedicht (manches ist doch aus Schulzeiten hängen geblieben) - und was sollte es anderes sein für den Frühling als der "Osterspaziergang". Nun ist Ostern dieses Jahr ja erst sehr spät - macht nichts, mir gefallen die ersten Zeilen sowieso am besten. Und da sind sie auch schon:

Osterspaziergang

(Johann Wolfgang von Goethe, aus: Faust)

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flor;
Aber die Sonne duldet kein Weißes:
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
.......

Ich weiß, dass Gedichtinterpretation nicht unbedingt das Großartigste auf der Welt ist. Aber die ersten beiden Zeilen sagen mit so schönen Worten das, was ja gern mal auf Facebook als Statusmeldung drapiert wird: "Sonne." Ich sag´s ja: Das Wetter kommt nie aus der Mode. Und Goethe auch nicht.

März 11, 2011

Wo sich der "Newsletter" mit der "Herausforderung" duelliert

Ich warne schonmal vor. Ich muss heute mdst. einmal ein unflätiges Wort benutzen. Das rührt daher, dass eine Facebook-Gruppe nun noch den Ausschlag gab, über dieses Thema zu schreiben: Worte, die mir so richtig auf den Senkel gehen.
Und zwar nennt sich diese Gruppe "Da kotzt das Texterherz" (ha! Da war´s!!!). Das tut es, auch wenn ich vielleicht nicht das Texterherz aller Texterherze habe, aber ein Herz für wohlklingende und nicht in Endlosschleife abgespulte Worte habe ich. Also ein Wortherz.
Ganz vorn auf meiner Ich-werd-aggressiv-wenn-ichs-höre-Liste zanken sich "Newsletter" und "Herausforderung" um Platz 1. "Newsletter" biegt auf die Zielgerade mit seiner sinnleeren Worthülse: Was beinhaltet denn ein Newsletter? Richtig, Dinge, die keiner mehr lesen will und mag. Und meist ist der irgendwie zusammengeschustert worden, weil man sich irgendwann im Übereifer mal auf wöchentliche Erscheinungsweise geeinigt hatte. Es interessiert mich nicht, ob Hölzchen A die Maserung von Hölzchen B hat. Aber: "Newsletter" werden überall gemacht. Gaaaaaanz wichtig. Diese Wichtigtuerei, ja, das ist auch so ein Quentchen, was zum Sieg verhelfen könnte.
Die "Herausforderung" wird wohl aber bei Überquerung der Ziellinie die Nase vorn haben. Das ist bei mir aber v.a. jobbedingt. In einem Transformatorenwerk könnte ich vielleicht "Transformator" nicht mehr hören. Ich starte jetzt mal einen Aufruf an alle, die sich bewerben wollen: Verzichtet doch einfach mal auf das Wort "Herausforderung". Das ist so etwas, da hat mir auf Nachfrage noch nie jemand eine wirklich gute Antwort geben können, was das eigentlich sein soll. Das ist so ein Bewerbungsmodewort geworden, ich glaub, das war so auch nicht geplant. Bitte einmal den (Achtung! Auch nicht schön, aber passend) Dislike-Button!

So. Jetzt wißt Ihr´s. Ich küre die "Herausforderung" zum persönichen Unwort des Jahrzehnts. Abgeschlagener auf den Plätzen findet man (aber wegen des Klanges) dann auch noch "Klamotten", "Block" oder "Social Media".